Nationalsozialismus, Kriegswirtschaft und die Folgen

1937 leitete ein Ereignis dauerhafte Veränderungen für die Ilseder Hütte ein, von dem das Unternehmen gesellschaftsrechtlich zunächst überhaupt nicht berührt wurde. Die nationalsozialistische Regierung gründete die Reichswerke AG für Erzbergbau und Eisenhütten „Hermann Göring“, um in der nur wenige Kilometer von Ilsede und Peine entfernten Region Salzgitter ein staatseigenes Hüttenwerk aufzubauen und zu betreiben. Dieses Projekt sollte auf Basis der heimischen Erze die Autarkie- und Rüstungspolitik des NS-Staates unterstützen.

Die privaten Montanunternehmen, die Erzkonzessionen im Salzgittergebiet besaßen, wurden gezwungen, diese im Tausch gegen Anteile an die neue Gesellschaft abzugeben – neben einigen Ruhrgebietskonzernen war davon vor allem die Ilseder Hütte betroffen. Sie stand von nun an im ungleichen Wettbewerb mit einem großen Nachbarn, dem der Staat uneingeschränkten Vorrang gewährte.

Die folgenden Jahre bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren für die Ilseder Hütte von Rüstungs- und Kriegswirtschaft geprägt. Um trotz des zunehmenden Mangels an deutschen Arbeitskräften die Produktion weitgehend aufrechtzuerhalten, beschäftigte das Unternehmen ab 1941 auch Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Erst bei Kriegsende standen die Betriebe völlig still – hauptsächlich aufgrund von Kohlenmangel. Die Produktionsanlagen hatten vergleichsweise geringe Kriegsschäden erlitten.

Ab Ende 1945 erlaubte die Militärregierung der Ilseder Hütte schrittweise die Wiederaufnahme der Produktion. Auf die zeitweilig geplante Demontage von Betriebsanlagen verzichtete die Alliierte Hohe Kommission in den folgenden Jahren ebenso wie auf eine dauerhafte Entflechtung der Konzernstrukturen. Sie entschied 1951/52 abschließend, dass die Ilseder Hütte keine übermäßige Konzentration wirtschaftlicher Macht darstelle und entließ sie aus der alliierten Kontrolle. Den zwangsweise an die Reichswerke abgegebenen Erzbesitz erhielt das Unternehmen zum größten Teil zurück.