Page 18 - STIL 2 2023
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TITELTHEMA
DIE ZUKUNFT IM JAHR
1900
Bereits vor mehr als 100 Jahren vollzogen Automobilhersteller eine Verkehrswende – und schon damals spielte das Elektroauto eine Hauptrolle
     Was waren das für aufregende
Zeiten, in denen die Menschen um 1900 lebten. Die Elektrizität hatte ihren Siegeszug angetreten, beleuchtete die Straßen und könnte vielleicht einmal – was für eine Vor- stellung! – in jedem Haus Einzug halten. Die Entwicklung ei- ner Flugmaschine zeichnete sich ab und in den Straßen der Städte schlängelten sich pferdelose Kutschen zwischen den Fuhrwerken. Wer nun denkt, das Knattern der Motoren hätte Passanten und Pferde in Panik versetzt, irrt, denn die meisten Autos fuhren damals ohne Benzin. Etwa 40 % wurden in den USA mit einer seit Jahrzehnten bewährten Technik angetrie- ben, die im 19. Jahrhundert als Inbegriff des Fortschritts und der Geschwindigkeit galt: der Dampfmaschine. Gleich da- nach folgten mit einem Marktanteil von 38% elektrische Automobile, während in nur 22 % der Fahrzeuge ein Benzin- motor werkelte. Diese Autos waren zu unpraktisch. Sie muss- ten mit der Kurbel angeworfen werden – eine gefährliches Unterfangen – und Benzin gab es oft nur in Apotheken.
Elektrisch angetriebene Autos fuhren in der Zeit um 1900 vie- len Automobilen davon. Das Elektroauto „Jeantaud Duc“ des
Dampfmobile wie dieses waren 1900 die beliebtesten Autos
Als weltweit erstes Elektroauto gilt das Trouvé Tricycle (Dreirad) des französischen Erfinders Gustave
Trouvé. Es holperte 1881 – vier Jahre bevor Carl Benz mit seinem Dreirad
durch Mannheim fuhr – in Paris über die Straßen, war bis zu 12 km/h schnell und
fuhr bis zu 16 km weit. Ein Video zeigt einen funktionstüchtigen Nachbau, der über die
heutigen Straßen in Paris rollt (s. r.)
Im Jahr 1899 entwickelte Ferdinand Porsche das Lohner-Porsche- Elektromobil, das auf der Weltausstellung 1900 in Paris vorgestellt wurde. Dort präsentierte Porsche zudem einen elektrischen Rennwagen mit Allradantrieb und Radnarbenmotoren (Foto) sowie eines der ersten Hybrid-Autos, den „Semper Vivus“ („immer lebendig“). Ein Verbrennungs- motor trieb einen Generator an, der die Reichweite des Wagens erhöhte
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Fotos: wikipedia, adobestock©Basicmoments,



















































































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