Page 15 - STIL 2 2023
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Salzgitter Mannesmann Forschung
Stahl im E-Mobil etablieren
Schon heute in Gesprächen mit den Fahrzeugherstellern he- rauszufinden, welchen Stahl sie für ihre Autos von übermor- gen benötigen: So lautet die Aufgabe der Salzgitter Mannes- mann Forschung GmbH (SZMF). Im Idealfall entwickeln die Spezialisten der SZMF Stahlgüten und Ideen für Verbesse- rungen, die Kunden noch gar nicht auf dem Plan hatten.
Der Spielraum für höherfeste Stahlsorten, die Bauteile mit geringerer Blechdicke und damit weniger Gewicht ermög- lichen, hat sich in den letzten Jahren allerdings verringert. Zwar entwickelt SZMF nach wie vor immer wieder neue Stahlgüten für den Automobilbau, doch werden Innovatio- nen schwieriger, wie Ansgar Geffert, Abteilungsleiter Engi- neering und Simulation bei der Salzgitter Mannesmann For- schung GmbH, betont: „Die großen Sprünge sind im Leicht- bau zunehmend begrenzter. Doch ein Einsparpotenzial von etwa 10 kg pro Fahrzeug ist immer noch vorhanden, was an- gesichts der Gewichtsproblematik bei den E-Mobilen durch- aus einen Gewinn darstellt.“ Schließlich geraten größere Elektroautos schnell in Gefahr, jene 3,5 t zulässiges Gesamt- gewicht zu überschreiten, die für die gängige Führerschein- klasse B das Limit sind. Im Einzelfall könnten genau diese 10 kg weniger in einem Fahrzeugmodell erst die gewohnte Zulässigkeit eines fünften Sitzplatzes ermöglichen. Abgese- hen vom Zuladungsproblem spart jedes Kilo weniger beim Fahrzeugbau Geld, weil die Batterien – bei gleicher Reich- weite - kleiner ausfallen können. Ansgar Geffert beziffert die Ersparnis auf bis zu 2,50 € je eingespartes Kilo abhängig von den aktuellen Batteriezellkosten.
Der Kampf um jedes Gramm spitzt den Wettbewerb zwi- schen Aluminium und Stahl beim Karosseriebau zu. Hier genießt das leichte Aluminium vermeintliche Vorteile, doch die wettmachen zu können, ist Ansgar Geffert überzeugt: „Anfangs bauten die Fahrzeughersteller ihre Batteriekästen ausschließlich aus Aluminium. Das aber schmilzt bei erheb- lich geringeren Temperaturen gegenüber Stahl, was im Falle eines Fahrzeugbrandes gefährlich ist. Deshalb gingen die Hersteller dazu über, Deckel und Boden aus Stahl zu ferti- gen, um bei einem Durchgehen (thermal runaway) die Insas- sen vor Feuer und Hitze zu schützen.“ Der SZMF-Experte hält es durchaus für möglich, auch andere Teile des Batteriekas- tens aus Stahl statt aus Aluminium zu fertigen. „Wir haben hierzu schon Profile entwickelt, die in der Simulation die gleichen Crasheigenschaften wie Aluminium aufweisen“, zu günstigeren Preisen, verrät Ansgar Geffert.
Zusätzlich könnte auch der Nachhaltigkeitsaspekt das Pen- del in Richtung Stahl ausschlagen lassen. Primär produzier- tes Aluminium verbraucht schließlich um ein Vielfaches mehr Energie als Stahl, erst beim Recycling nähert sich der CO2-Fußabdruck beider Werkstoffe einander an. Mit seinem künftigen Angebot an grünem Stahl ist der Salzgitter-Kon- zern besonders attraktiv, weil die Automotive-Kunden mit diesen Produkten ihre CO2-Bilanz bei der Autoproduktion in doppelter Hinsicht verbessern können. „Nachhaltigkeit ist bei den Automobilherstellern ein wichtiges Thema, da sie al- les versuchen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern. Hier können wir mit SALCOS® punkten“, sagt Ansgar Geffert. Nicht nur deshalb ist er überzeugt: „Stahl bleibt beim Auto- mobilbau gesetzt.“
Salzgitter Automotive Engineering
Spezialist für Karosseriebau
Die 1986 gegründete Salzgitter Automotive Engineering (SZAE) ist seit 2001 eine Tochtergesellschaft des Salzgitter- Konzerns und betreibt mit rund 200 Mitarbeitern je ein Werk in Georgsmarienhütte und Osnabrück. Als Spezialist für Karosseriebauteile in der Serienfertigung für kleinere und mittelgroße Serien fertigt sie qualitativ hochwertige Struk- tur- und Außenhautkomponenten – von Motorhauben über Heckdeckel und Dächer bis hin zu Seitenwänden.
SZAE verknüpft vorgelagerte Prozess- + schritte wie Simulation, Herstellbar- keitsuntersuchung, Prototypen- und Werkzeugbau mit der Serienferti-
gung. Ergänzt wird dies durch eine hohe Verfahrens- und Materialkom- petenz. Komplexe Kundenanforde- rungen können mit höherfesten Stäh- len, Aluminium oder in Mischbauwei- se umgesetzt werden.
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szae.de
Das Auftragsvolumen für die Serien-
fertigung hochwertiger E-Autos wächst bei SZAE stetig, da Hauptkunden wie Bentley, BMW M, Lamborghini, Mercedes- AMG, Porsche und Rolls-Royce den Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen auf dem Markt erhöhen. So fertigt SZAE ab Juli 2023 die sehr anspruchsvolle Seitenwand für das erste Elektromodell von Rolls-Royce, den Spectre, in Serie.
SZAE fertigt die Seitenwand des elektrischen Rolls-Royce Spectre
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Foto: Mark Fagelson Photography

















































































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