Page 11 - STIL 2 2023
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  Der Wandel in der Automobilindustrie und speziell in der Zulieferer-Branche lässt sich in Crimmitschau sehr gut betrachten. In der sächsischen 18.000-Einwohner-Stadt und keine 20 km von Zwickau entfernt, wo Volks- wagen die meisten seiner E-Autos baut, liegt der Hauptsitz der Salzgitter Hydrofor- ming GmbH & Co. KG. Die Konzerntochter fertigt hier und in Brumby (Sachsen-Anhalt) Auto-Bauteile für das Fahrwerk, die Karos- serie und die Abgassysteme. Etwa 80 bis 90 % des Auftragsvolumens entfallen auf die Produktion für die Automobilindustrie. Ein anderer wichtiger Geschäftsbereich ist die Wärmetechnik.
Hydroforming ist der Begriff für Innenhoch- druckumformung (IHU). Bei diesem Verfah- ren wird ein Hohlprofil – in aller Regel ein Rohr oder Strangpressprofil – mit einer Emulsion aus Wasser und Öl befüllt und über einen Druck von bis zu 4.000 bar in eine neue Form (siehe nächste Seite) gepresst. Derzeit betreibt das Unternehmen zwölf IHU-Pres- sen. Sieben stehen in Crimmitschau, drei in Brumby und zwei in Hefei (China), wo Salz- gitter Hydroforming mit dem Unternehmen Baolong ein Joint Venture gegründet hat. Lochungen, ein Laserbeschnitt, Wärmebe- handlungen und weitere Bearbeitungs- schritte bis hin zum Waschen und Konser- vieren vollenden bei Bedarf das Bauteil.
Noch vor einigen Jahren waren die so in Crimmitschau produzierten Teile zu mehr als 70% Komponenten für Abgassysteme – ein Produkt, das Elektroautos nicht mehr benötigen und dessen Bedarf sinkt. Daher haben die Verantwortlichen den Wandel früh eingeleitet. „Wir haben uns sehr langfristig auf das sich abzeichnende Ende des Ver- brennungsmotors vorbereitet“, berichten die beiden Geschäftsführer Peter Freytag und Jörg Brakemeier. „Hydroforming bietet für die neuen Anforderungen der E-Mobilität im Hinblick auf höhere Achslasten bei enge- ren Bauräumen und entsprechenden Leicht- bauforderungen ideale Lösungen für Fahr- werk und Karosserie. Dafür benötigten wir aber einen Wandel in der Anlagentechnik. Seit 2017 richten wir die Salzgitter Hydro- forming konsequent darauf aus.“
Folglich werden demnächst am Standort Crimmitschau verstärkt Karosserie- sowie Fahrwerkteile für den Automobilbau gefer- tigt, so wie es bisher im Werk Brumby der Fall ist. „Unsere Abgaskomponenten werden aber in der Übergangszeit weiter gebraucht“,
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Foto: Carsten Brand





























































































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