Page 12 - STIL 2 2023
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TITELTHEMA
 Nach dem Pressen ergießt sich die Wasser-Öl-Emulsion in den Auffang. Die Flüssigkeit wird in einem geschlossenen System immer wieder neu verwendet
betont Jörg Brakemeier. Größer müssen die Anlagen sein, weil viele Bauteile in E-Autos stärker beansprucht werden. Zum Beispiel muss der Antriebsstrang höheren Drehmomenten und die Karosserie dem Mehrgewicht standhalten. „Oft betragen die Wanddicken jetzt mehr als 4 mm. Dafür benötigten wir leistungsfähigere Biegemaschinen, die das Rohr mechanisch vorformen, bevor es in die stärkeren Pressen kommt“, sagt Peter Freytag, und Jörg Brakemeier ergänzt: „Zugleich sind für den Zuschnitt stärkere Laser notwendig. Reichten früher 2,5 kW, sind wir nun bei 4 kW.“ Das Ausmaß der Transformation macht Peter Freytag mit wenigen Worten deutlich: „Bis Ende 2023 werden in Crimmitschau rund 70% der Produktions- flächen umgebaut. In Brumby wurden die vollautomatisierten Fertigungslinien komplett überholt und an die neuen Erforder- nisse angepasst.“
Die beiden Geschäftsführer Jörg Brakemeier (l.) und Peter Freytag
Dass sich das Unternehmen so früh und schnell auf den Wandel eingestellt hat, ist kein Zufall. Die Werke in Crimmitschau und Brumby entwickeln gemeinsam mit den Kunden immer wieder Bauteile für Autos, die erst in ein paar Jahren serienreif sein werden. „Daher müssen wir auch immer frühzeitig erkennen, wie sich der Markt entwickelt“, sagt Peter Freytag. Er und sein Mit-Geschäftsführer Jörg Brakemeier sind zuversichtlich: „Die E-Mobilität zieht an, die Kunden haben viele Aufträge bereits erteilt.“ Zur Zukunftsfähigkeit des Unternehmens trägt über- dies die Fähigkeit bei, unterschiedliche Werkstoffe verarbei- ten zu können. So bringt Salzgitter Hydroforming auch Bauteile aus Edelstahl, Aluminium, Kupfer, Titan und anderen Metallen in Form. Doch getreu der Konzern-DNA bleibt ein Werkstoff klar die Nummer eins, wie Jörg Brakemeier betont: „Zu etwa 80 % verarbeiten wir Stahl.“
Hier bewährt sich der Konzernverbund und die Zusammenar- beit mit anderen Salzgitter-Gesellschaften. Zu erwähnen sind die gemeinsamen Projekte mit Salzgitter Automotive Enginee- ring, der Austausch mit Salzgitter Mannesmann Forschung und die Lieferung des Produktionsschrotts an die DEUMU Deut- sche Erz- und Metall-Union GmbH. Das Stichwort Schrott ist auch Peter Freytags Antwort auf die Frage nach dem Kunden- interesse an grünem Stahl, das immer stärker in den Fokus rückt: „Natürlich sind unsere Kunden an einer Reduzierung ih- res CO2-Fußabdrucks interessiert. Doch schon allein durch den auf der Elektroofenroute aus Schrott produzierten Rohstahl können wir diesen bereits um rund zwei Drittel reduzieren – und so übrigens auch dem Unternehmensziel der Kreislauf- wirtschaft gerecht werden.“
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Fotos:Dirk Diessel, Carsten Brand



























































































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