Page 9 - STIL 2 2023
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  Designstudien: Chamäleon-Karosserie beim BMW i Vision Dee, dessen Farbe wechselt (o. l.). Der Mercedes-Benz VISION EQXX (o. r.)
schafft 1.000 km mit einer Batterieladung.
Der VW GEN.TRAVEL (r.) fährt autonom
vante Bauteile aus Stahl bleiben im E-Mobil zwar unverzichtbar – wie etwa Elemente für Airbags, Sicherheitsgurte, Stoßdämpfer oder Lenkungen. Doch vie- le andere entfallen oder werden ersetzt: Einspritzleitungen und Abgassysteme sind hierfür zwei offensichtliche Bei- spiele, Kurbel- und Nockenwellen sowie komplexe Getriebe schreiben die Weg- fall-Liste fort.
Bei den bestehenden Komponenten än- dern sich oft die Rahmenbedingungen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Karosserien müssen stärker ausgelegt werden, um das Mehrgewicht zu tragen. Der Leichtbau gewinnt aufgrund der Ge- wichtsproblematik wieder mehr an Be- deutung und stellt neue Fragen an den Werkstoff Stahl. Antriebswellen müssen ebenfalls stärker ausgelegt sein, um den Kräften im Elektroauto standzuhalten. Hinzu kommen neue Bauteile wie der Batteriekasten und Rotorwellen, die zu- sätzliche Absatzmöglichkeiten eröffnen. Zwar herrscht insbesondere bei der Konstruktion der Batteriekästen ein Wettbewerb mit anderen Werkstoffen – doch ist die Elektromobilität ohne Stahl undenkbar.
Die E-Mobilität bringt neue Anbieter an den Start. Der weltweit größte Hersteller von Elektroautos ist das US-amerikani- sche Unternehmen Tesla, und unter den Top Ten der E-Mobil-Produzenten befin- den sich mit BYD und SAIC schon zwei chinesische Autobauer. Hinzu kommt, dass sich der Transformationsprozess der Automobiltechnik nicht im Wechsel der Antriebssysteme erschöpft. Neue Mobilitätskonzepte, die entscheidende Bedeutung der IT sowie das autonome Fahren stellen noch ganz andere Kon- ventionen der Branche infrage.
Das Auto wird zum Teil neu erfunden. Die derzeitigen Vorstellungen von der neuen Mobilität sind ein richtungsweisender Zwischenstand und geben einen Aus- blick auf weitere Entwicklungsschritte. Man denke nur an die letzte große Mobili- tätswende, als durch die Erfindung des Autos die Pferde-Fuhrwerke von den Straßen verdrängt wurden. Erst langsam entwickelte sich die Idee eines neuen Fahrzeugkonzeptes mit selbsttragenden Karosserien und geschlossenen Fahr- gastzellen anstelle der Trittbretter und Klappverdecke.
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Fotos: BMW, Mercedes-Benz AG, Volkswagen Group


























































































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