Pionier bei der Diversifizierung

1969 wurde der Mannesmann-Steinkohlenbergbau in die Ruhrkohle AG eingebracht. 1970 übernahm Mannesmann von Thyssen die Rohrproduktion und Rohrverlegung und gab im Gegenzug die eigene Walzstahl-Herstellung und Blechverarbeitung in Deutschland an Thyssen ab. Die in diesem Rahmen neu gegründete Mannesmannröhren-Werke AG war einer der größten Rohrproduzenten der Welt.

Als erstes Unternehmen der Montanindustrie begann Mannesmann in den 1960er Jahren mit der konsequenten Diversifizierung seiner Struktur. Ab 1968 erfolgte der Erwerb der G.L. Rexroth GmbH, des führenden deutschen Herstellers von Hydraulikkomponenten. Mit dem Erwerb der Demag AG in den Jahren 1972 bis 1974 und der Krauss-Maffei AG ab 1990 wurden systematisch die Aktivitäten im Maschinen- und Anlagenbau verstärkt. Durch den Erwerb der Fichtel & Sachs AG 1987 und die Übernahme der VDO Adolf Schindling AG sowie der Boge GmbH 1991 erschloss sich der Konzern auch den Markt der Automobiltechnik.

1990, im 100sten Jahr seiner Firmengeschichte, war Mannesmann ein breit diversifizierter Technologiekonzern, der international erfolgreich in den Geschäftsbereichen Maschinen- und Anlagenbau, Antriebs- und Steuerungstechnik, Elektrotechnik und Elektronik, Fahrzeugtechnik sowie aber auch immer noch in Produktion und Handel mit dem Ursprungsprodukt Stahlrohr tätig war.

Rasant beschleunigt wurde der kontinuierliche Strukturwandel bei Mannesmann im Jubiläumsjahr 1990 durch den Erwerb der Lizenz zum Aufbau und Betrieb des ersten privaten Mobilfunknetzes D2 in Deutschland und der Gründung des neuen Geschäftsfeldes Telekommunikation. Das Unternehmen übernahm eine Pionierrolle in dieser Wachstumsbranche und entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zum Marktführer im Bereich Mobilfunk in Deutschland. Im Festnetz-Bereich wurde 1996 ein Gemeinschaftsunternehmen mit der Deutschen Bahn gegründet, aus dem Anfang 1997 die Mannesmann Arcor AG & Co. hervorging. Innerhalb Europas entstanden Joint Ventures mit italienischen und französischen Telekommunikationsunternehmen, österreichische, italienische und britische Telekommunikationsunternehmen wurden ganz oder teilweise erworben. Mannesmann baute damit seine Position als führender privater Telekommunikationsanbieter in Europa innerhalb weniger Jahre konsequent aus.

Während der dynamische Bereich der Telekommunikation innerhalb des Mannesmann-Konzerns immer größere Bedeutung gewann, wurden auch die anderen Unternehmensbereiche in den 1990er Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und den sich verändernden Bedingungen des Marktes angepasst.

Im Bereich der Stahlerzeugung und der Rohrherstellung wurden neuartige Formen der unternehmensübergreifenden – teilweise auch internationalen – Kooperation eingegangen. Ab 1990 betrieben Mannesmann und Krupp gemeinsam in Duisburg das frühere Mannesmann-Hüttenwerk Huckingen als Hüttenwerke Krupp Mannesmann GmbH. Mit dem französischen Unternehmen Usinor Sacilor wurde 1991 für die Großrohrherstellung die Europipe GmbH gegründet, und ab 1994 produzierten unter der Holding DMV Stainless BV die Edelstahlrohrwerke von Mannesmann, Dalmine/Italien und Vallourec/Frankreich. Schließlich wurde 1997 mit Vallourec im Bereich nahtloser warmgewalzter Stahlrohre das Gemeinschaftsunternehmen V & M Tubes gegründet.